János Nitschke gewinnt Hallenser Doppelzack (Finalspiel-Kommentar)
Herzlichen Glückwunsch: János Nitschke 3d hat den Wanderpokal des Hallenser Doppelzack nach Leipzig geholt — und damit die erste Trophäe für den frisch gegründeten Go-Verein des USCL (Universitätssportclub Leipzig)! Hier könnt ihr seine spektakuläre Finalpartie gegen Chang Liu nachschauen.
Die Partie endet nach 241 Zügen mit Aufgabe von Chang Liu. Sie wurde von Hand aufgezeichnet, gegen Ende ist im Byōyomi möglicherweise die Reihenfolge einiger Sätze vertauscht.
Spielkommentar von János Nitschke
Ich durfte schon einmal in diesem Jahr gegen Chang Liu im Leipziger Frühlingsfuseki antreten. Das Turnier damals hat er ungeschlagen gewonnen.
Ich habe Schwarz gespielt, Chang Liu Weiß. Meine Eröffnung ist meine Version der "Großen Mauer". Ich habe mit meinen ersten vier Steinen eine "Mauer" gelegt, die das Brett horizontal in zwei Teile spaltet. Die Idee ist, die Ecken (zunächst) dem Gegner zu überlassen und den Einfluss der eigenen Steine im Zentrum zu nutzen, um anzugreifen. Dabei versuche ich entweder in den Ecken zu invadieren, um den gegnerischen Gruppen die Basis zu nehmen oder ein möglichst großes Moyo am Rand aufzubauen, damit die Gegenseite gezwungen ist, angreifbare Gruppen in mein Einflussgebiet zu stellen.
Ich verfolge eine aggressive Strategie und versuche, chaotische Spielsituationen hervorzurufen. In diesen Spielsituationen fällt der Nachteil, den ich zu Beginn in Kauf nehme, am wenigsten ins Gewicht. Ich neige häufig dazu, leicht überzogene Sätze zu spielen. Diese bringen mir einen Vorteil, sollte mein Gegner zurückweichen. Und wenn mein Gegner dagegen hält, entstehen schnell offene Kämpfe.
Dieses Fuseki habe ich schon häufiger auf Turnieren gespielt. In diesem Turnier habe ich versucht, sie jedes Mal zu spielen. Nur im vierten Spiel ist es mir nicht geglückt, weil mein Gegner (Rüdiger Stoll) mir zuvorkam und seinen ersten Stein dort platzierte, wo ich meinen zweiten hinlegen wollte. Ich spiele fast immer unkonventionelle Eröffnungen auf Turnieren. Ich finde es reizvoll, eigenen Strategien nachzugehen, selbst wenn sie nicht optimal sind. Es ist auch spannend zu sehen, wie verschieden meine schrägen Eröffnungen beantwortet werden. Die meisten wurden damit noch nicht konfrontiert und können sich daher nicht auf bekannte Standardabfolgen verlassen.
Mir hat das Turnier gut gefallen und bin den Organisatoren für ihre Mühe dankbar. Mir gefiel es auch, mit Jonas Welticke einen starken Go-Spieler vor Ort zu haben, der für Partieanalysen zwischen den Runden bereitstand. Ich denke, dass dies einem Turnier mehr Lebendigkeit verleiht. Insgesamt war ich über mein Ergebnis positiv überrascht und freue mich, mit diesem Turnier (höchstwahrscheinlich) den 4. Dan erreicht zu haben.
Platz zwei und drei des 6. Hallenser Dopplzack belegten Chang Liu (4d, Göttingen) und Yuze Xing (4d, Heidelberg). Hier der vollständige Turnierbericht von Organisator Christoph Tolke.